Baulicher Zustand, Baupflege und historische Forschung


Deckengewölbesanierung erreicht den Westteil des Münsters


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Wir sind dankbar für die Entwicklung der Patenschafts- und Spendenaktion im Doberaner Münster und den Fortschritt der Instandsetzungsarbeiten.


Im vierten Joch von Westen konnten die Restauratoren Peter und Kerstin Wagner (Foto) sowie Georg von Knorre die Arbeiten abschließen. Das Gerüst wird derzeit weiter nach Westen verschoben.

Vom 24.07.2022 bis zum 29.04.2024 erbrachten die Patenschaftsaktion und Spenden in den Bauopferstock für die Restaurierung der Deckengewölbe

1.) im Chorraum (Aktion und Restaurierung beendet): 49.000 €

2.) im Langhaus Ost und Vierung (aktuell): 41.787 €

Ganz herzlichen Dank für insgesamt 90.787 €.

 

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Wir sind dankbar für jede weitere Patenschaft für die Restaurierung eines kleinen Teilabschnitts des Deckengewölbes ab 10 Euro pro 20 x 20 cm!

  • Patenschaft Restaurierung Deckengewölbe 20 x 20 cm = 10 €
  • Patenschaft Restaurierung Deckengewölbe 1 m² = 250 €

Überweisungen bitte auf das Konto der Ev.-Luth. Kirchengemeinde bei der Ev. Bank:

IBAN: DE17 5206 0410 8505 0502 00, Kennwort: „Gewölbe Münster“

 

Weitere Informationen: Münsterverwaltung, Martin Heider,

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder Tel.: 038203 / 779590.

 

Knochenfund im Doberaner Münster


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Die OSTSEE-ZEITUNG Bad Doberan berichtete am 09.04.2024: „Bei Bauarbeiten am Fußboden wird Teil von Grabummauerung aufgedeckt / Mehr als 150 Gräber im Münster

Bad Doberan. Drei Knochen haben Bauarbeiter in einem Hohlraum unter dem Münster entdeckt. Überrascht war der Münster-Kustos Martin Heider von dem Fund nicht. Denn bei den Bauarbeiten am Boden für einen Kabelkanal war ein Teil einer Grabummauerung freigelegt worden.

Nicht ungewöhnlich für eine Kirche. Martin Heider geht davon aus, dass mehr als 150 Bestattungen im Münster und der romanischen Vorgängerkirche stattgefunden haben. Doch was passiert, wenn menschliche Überreste entdeckt werden?

Als der Fußboden im nördlichen Chorumgang 2017 restauriert wurde, seien sieben Gräber gefunden worden, erinnert sich Martin Heider. Jetzt ist der südliche Chorumgang gesperrt, die Fliesen verschwunden. Sand und Kabel prägen das Bild, das sich dem Besucher bietet.

Grund für die Bauarbeiten: „Es gab Schäden am Boden und die Elektrik war marode“, sagt Martin Heider. Jetzt können die Besucher auf ein Flächenfundament schauen, höchstwahrscheinlich von der romanischen Kirche, die vor dem Bau des gotischen Münsters im späten 13. Jahrhundert hier stand.

Sie ist 1232 geweiht worden, um 1200 wurden an diesem Ort Menschen beigesetzt. Sie stammen aus dem Hochadel oder waren Stifter, Gönner, Förderer des Klosters. „Das Münster war die Hauptbegräbnisstätte der mecklenburgischen Fürsten im Mittelalter“, sagt Martin Heider [s. Kenotaph für Schwedenkönig und Herzog von Mecklenburg Albrecht III.]. Auch nach der Klosterauflösung gab es fürstliche Beisetzungen, die letzte 1920. Das war Herzog Johann Albrecht.

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„Anhand schriftlicher Quellen und weiterer Recherchen sind mindestens 55 hochadlige Bestattungen im Münster nachweisbar. Das ist die höchste Anzahl an einem Ort in Mecklenburg-Vorpommern, was fürstliche Begräbnisse angeht“, so Martin Heider. Zähle man die Personen des niederen Adels, alle Pastoren sowie Bedienstete der Herzöge hinzu, komme man auf weit über 150 Bestattungen. Wo die Gräber heute liegen, sei nur teilweise erkennbar, weil die Grabplatten verlegt wurden. Die mittelalterlichen Grabplatten aus dem 14. Jahrhundert seien beispielsweise im 19. Jahrhundert vom Fußboden aufgenommen und in die Wände gebaut worden. Und nicht alle Gräber hatten Grabplatten.

„Wenn wir Knochen finden, lassen wir sie liegen“, sagt Martin Heider. „Eigenhändig unternehmen wir nichts. Dafür braucht man einen Archäologen.“ Beim aktuellen Fund werde jetzt beraten, ob man die Grablege untersucht oder es belässt. „Das ist auch eine Frage der Grabesruhe.“ Bautechnisch sei es nicht notwendig, die letzte Ruhestätte anzufassen. Jedoch werde sie in einem Grundriss kartiert.

Neben dem Fußboden wird derzeit auch das Deckengewölbe saniert, weshalb ein großes Baugerüst in der Kirche steht. Zudem wird draußen an der Westfassade das Mauerwerk restauriert, das noch von der romanischen Vorgängerkirche stammt. Die Gesamtkosten betragen hier 1,8 Millionen Euro, gefördert von Bund, Land, Kirchenkreis Mecklenburg und unterstützt durch viele Patenschaften und Spenden.

In den vergangenen 23 Jahren seien sieben Millionen Euro in die Restaurierung des Münsters investiert worden, so Heider.


Text und Foto 1: Anja Levien. Quelle: OSTSEE-ZEITUNG Bad Doberan.

Foto 2: Martin Heider.

 

Chorumgangskapellen vom Altarraum aus zu besichtigen


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Einige der Chorumgangskapellen im Doberaner Münster sind nun in ungewöhnlicher Weise vom Altarraum aus zu besichtigen.


Da der Chorumgang aufgrund von Instandsetzungsarbeiten am Fußboden und der Neuverlegung der Elektrokabel nur teilweise zugänglich ist, ist der südliche Bereich des Altarraums nun außerordentlich zugänglich.

Durch die Chorumgangsgitter können so die Grablegen, Grabplatten und Nebenaltäre besichtigt werden. Zudem erhielten die Kapellen anstatt der dort abgeklemmten Lichtanlage, eine provisorische Beleuchtung, damit die einzigartige Ausstattung wahrgenommen werden kann.

Wir versuchen die baubedingten Einschränkungen für die Besucher so gering wie möglich zu halten. Die Pribislavkapelle im Nordquerhaus ist auch wieder zugänglich. Somit kann mit wenigen Einschränkungen die gesamte Ausstattung besichtigt werden. Auch die Führungen finden täglich statt.

Wir wünschen allen Besuchern einen angenehmen Aufenthalt!

 

Baureferenten der Nordkirche im Doberaner Münster


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Die Referentinnen und Referenten im Dezernat Bauwesen, Bau- und Denkmalpflege der Nordkirche aus den drei Standorten Kiel, Schwerin und Greifswald waren am 8. April 2024 auf Exkursion im Doberaner Münster.


Zunächst erlebten sie einem Vortrag von Münsterkustos Martin Heider über die Historie der Gewölbesanierung anhand schriftlicher Quellen aus der Zeit seit dem 16. Jahrhundert, um danach durch Restaurator Peter Wagner, der derzeit gemeinsam mit seiner Frau Kerstin die Deckengewölbe saniert, fachkundig auf dem Gerüst über die Arbeiten und aktuellen Befunde unterrichtet zu werden. Dabei entstand ein reger fachlicher Austausch.

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Die Referentinnen und Referenten beraten in ihrem dienstlichen Alltag die Kirchengemeinden, Kirchenkreise und weiteren kirchlichen Körperschaften bei Bau- und Gestaltungsmaßnahmen an Kirchen, weiteren zum Zwecke des Gottesdienstes gewidmeten Gebäuden und Räumen sowie an allen ihren Denkmalen.

Sie erteilen kirchenaufsichtliche Genehmigungen und ggf. denkmalrechtliche Genehmigungen.

Ebenso beraten sie Maßnahmen an Glocken und Orgeln sowie an Kunst- und Kulturgut. Die Nordkirche reicht geografisch im Norden von der dänischen bis im Osten zur polnischen Grenze.

 

 

Kirchengeschichtler trafen sich in Bad Doberan


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Mitglieder und Freunde des Vereins für katholische Kirchengeschichte in Mecklenburg kamen am 13. April zu ihrer Frühjahrstagung in den Räumen der Doberaner St. Bernhard und St. Marien-Gemeinde zusammen. Die „Zisterzienserabtei Doberan“ stand als Thema über dem Tag.

Der Zisterzienserorden und seine Bauten

Im ersten Vortrag referierte der Geschäftsführer des Vereins, Michael Berger, über den Zisterzienserorden und seine Bauten. Die Gründung des Ordens im Jahr 1098 fiel in eine Zeit geistiger Erneuerungsbewegungen. Eine Mönchsgruppe unter der Führung des Abtes Robert verließ das Benediktinerkloster Molesme, um in der Einsamkeit ein neues Kloster zu gründen. Dort, in Citeaux, wollten sie die Regel des Hl. Benedikt in ihrer ursprünglichen Reinheit befolgen.

Natürlich durfte dem Lob Gottes nichts vorgezogen werden, aber der Handarbeit wurde wieder eine gewichtige Rolle eingeräumt. Im Kloster, das zu seiner Gründung durch die Stifter mit Land ausgestattet wurde, sollten die Mönche durch eigene Tätigkeiten das klösterliche Leben, unabhängig von Verpachtungen und äußeren Hilfen, sicherstellen.

Um alle Arbeiten durchführen zu können, gab es neben den Mönchen im Konvent den Stand der Konversen. Diese hatten weniger Gebetsverpflichtungen und erledigten viele der notwendigen Arbeiten, so auch bei den Klosterbauten und in den Wirtschaftshöfen (Grangien).

 

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Die frühen Zisterzienser verzichteten bei der Errichtung der klösterlichen Bauten auf jeglichen Schmuck. Der bedeutendste Zisterzienser, Bernhard der Abt von Clairvaux, bezeichnete den Schmuck als Ablenkung von Gebet und Kontemplation. Ihre ersten Kirchen nannten sie „Bethäuser“.

Als Beispiele früher Zisterzienserkirchen wurden die schlichten Abteikirchen von Fontenay und Pontigny gezeigt. Im Laufe der Zeit wurde die Strenge gelockert und die Klosterkirchen wurden zunehmend mit Bilderschmuck versehen. Ein Beispiel dafür sind die Altenberger (Foto 1 u. 2) und die Doberaner Abteikirche mit ihrer reichen Ausstattung.

Nach der Reformation, in einer zweiten Blütezeit des Ordens, wurden viele der noch bestehenden Klöster im Stil des Barock um- oder neugebaut. So entstanden mitunter gewaltige Anlagen, die den Reichtum der Klöster dokumentierten, wie die Schlesische Abtei Leubus und das böhmische Ossegg.

 

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Die Zeit der Reformation des Klosters Doberan

Die Zeit um und mit der Reformation des Klosters Doberan war Thema des Vortrags von Martin Heider. Der Kustos des Münsters gab Einblicke in seine umfangreichen Kenntnisse, die er sich besonders mit dem Studium der bisher vernachlässigten Akten des Klosters erworben hatte. Vieles ist davon bereits in mehreren großartigen Publikationen dargestellt worden. Das Besondere an seinem Referat war, dass Heider neue, bisher unveröffentlichte Fakten vorstellte.

Die Zeit um und mit der Reformation des Klosters Doberan war Thema des Vortrags von Martin Heider. Der Kustos des Münsters gab Einblicke in seine umfangreichen Kenntnisse, die er sich besonders mit dem Studium der bisher vernachlässigten Akten des Klosters erworben hatte. Vieles ist davon bereits in mehreren großartigen Publikationen dargestellt worden. Das Besondere an seinem Referat war, dass Heider neue, bisher unveröffentlichte Fakten vorstellte.

Noch in der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Abtei Doberan als regeltreu und reich bezeichnet. Doch bereits kurz vor der Wende zum 16. Jahrhundert war sie bereits materiell geschwächt. Die Mecklenburgischen Herzöge weiteten ihren Einfluss auf das Kloster aus und drängten auf Reformen. Nachdem Martin Luther 1517 seine Thesen zu einer Reform der Kirche vorstellte und darin auch die Notwendigkeit von Klöstern bestritt, reagierte der Orden mit Ermahnungen an seine Mitglieder. Die Mecklenburgischen Herzöge waren zunächst zurückhaltend und hielten am alten Glauben fest.

Schließlich wandten sie sich aber der neuen Lehre zu. 1547 starb mit Albrecht VII. der letzte katholisch gebliebene Herzog. Er wurde, wie viele seiner Vorgänger, in der Abteikirche beigesetzt. Im Jahr 1549 auf dem Landtag an der Sagsdorfer Brücke bekannte sich das Land zur Evangelischen Lehre. Als 1552 Herzog Heinrich V. „der Fredemaker“, starb war das Ende der Klöster in Mecklenburg gekommen. So wurde die Abtei Doberan am 07. März 1552 aufgehoben. Der letzte Abt Nikolaus Peperkorn übergab das Kloster „gerne und freiwillig“(!) an Herzog Johann Albrecht und zog sich in das Tochterkloster Pelplin zurück. Anlässlich der Übergabe wurde ein Inventar des Klosters angefertigt.


Aus den von Heider gezeigten, noch nicht publizierten Akten wurde der materielle und ideelle Reichtum des Klosters deutlich. Gleichzeitig zeigt sich damit aber auch der ungeheure Verlust, den die Zeitabläufe und deren Akteure verursacht haben. – Und trotzdem: Das Doberaner Münster verfügt über eine europaweit einzigartige Ausstattung und ist immer wieder einen Besuch wert!

Aus den von Heider gezeigten, noch nicht publizierten Akten wurde der materielle und ideelle Reichtum des Klosters deutlich. Gleichzeitig zeigt sich damit aber auch der ungeheure Verlust, den die Zeitabläufe und deren Akteure verursacht haben. – Und trotzdem: Das Doberaner Münster verfügt über eine europaweit einzigartige Ausstattung und ist immer wieder einen Besuch wert!

Führungen im Doberaner Münster und in der Kapelle Althof

Am Nachmittag zeigte Martin Heider im Münster die wichtigsten und schönsten Ausstattungsgegenstände. Dazu gehören neben dem weltweit ältesten geschnitzten

Hochaltaraufsatz (1310) das Mönchs- und Konversengestühl aus der gleichen Zeit, der Kelchschrank, die „Leuchtermadonna“, der Sakramentsturm, der Lettner und die Grabplatten der Äbte, um nur die wichtigsten Teile zu nennen. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem „Mühlenaltar“ gewidmet. Auf ihm wird die Transsubstantiation, die Wandlung von Brot und Wein in Christi Leib und Blut, dargestellt. Die 4 Evangelisten schütten das Wort Gottes in den Mühltrichter, die 12 Apostel treiben die Mühle an und das Ergebnis der Wandlung empfangen die 4 Lateinischen Kirchenväter und geben es an die Gläubigen aus.

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Anschließend fuhr die Gruppe nach Althof. Dort wurde, wiederum von Heider, die jetzige Kapelle und deren Geschichte, die mit der ersten Gründung des Klosters 1171 und der Beisetzung von Woizlava, der Gattin des Klostergründers Pribislav, begann, vorgestellt.


Text und Foto: Michael Berger (Rostock)

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